Everybodys Darling

Dieses Thema wollte ich schon länger mal in Worte fassen.

Ich strebe immer nach Anerkennung von außen. Wenn ich selbst gut finde, was ich gemacht oder geleistet habe, reicht es nie aus.
Erst dann, wenn auch ein anderer es ausreichend gewürdigt hat, bin ich mir sicher, daß es tatsächlich gut so ist.
Ich scheue mich dabei auch nicht, um Lob zu heischen. Ich mache meine Umgebung stets darauf aufmerksam, was ich geleistet habe und erwarte mir dann Lob dafür.
Mich selbst zu loben ist zuwenig.
Und dann ertappe ich mich dabei, wie ich unsicher werde. Hat derjenige jetzt nur zugestimmt, daß ich das toll gemacht habe, weil ich darum gefragt habe? Meint er es auch so? War das Lob jetzt überhaupt ehrlich? Denn wenn nicht, bringt es mir nichts.

Und meist denke ich mir dann - es ist doch, verdammt noch mal, egal, was andere von dir denken!
Du mußt dich selbst mögen, du mußt dir selbst jeden Morgen beim Zähneputzen in die Augen sehen können.
Wenn dein Gegenüber genau das gemacht hätte, was du getan hast und es für dich gut so wäre, dann ist es auch gut.
Du hast es nicht notwendig, dich über die Meinung anderer zu definieren.
Du selbst bist der Maßstab für dein Leben!
Blick zurück, es gibt soviele Menschen, die dich genau dafür lieben, was du bist.
Du bist in Ordnung, genau so, wie du dein Leben führst, deine Entscheidungen triffst und mit andern umgehst.
Und es ist vollkommen o.k., daß du manchmal unkonventionell agierst.


Meist versuche ich mich anzupassen. Es jedem recht zu machen.
Ich habe Angst vor Ablehnung.
Angst, zurückgestoßen zu werden.
Und gleichzeitig geschieht es oft, daß ich dieses Muster durchbreche.
Daß ich plötzlich geradezu trotzig genau das Gegenteil von dem tue, was in der Situation angebracht wäre, um Lieb-Kind zu bleiben.
Daß ich das Bedürfnis habe, mich vehement gegen die Konvention zu stellen.
Daß ich Widerstand und Widerspruch leisten muß.

Und später reut es mich teilweise. Weil ich das Gefühl habe, daß mich jetzt jemand weniger lieb hat.
Obwohl ich ja nicht für mein "Entsprechen" geliebt werden möchte, sondern für meine Einzigartigkeit.

Wieder mal sehr widersprüchlich alles.
zuckerfrei – 2006-03-23 12:41

ich brauch auch das lob von außen, ohne kann ich nicht, und genau wie du, weise ich die leute teilweise darauf hin, was ich geleistet hab... allerdings bin ich zufrieden, wenn sie dann was sagen und denk nicht mehr darüber nach ob erzwungen oder ehrlich...

arbeiten die wichtig sind, und keiner sieht, mag ich nicht machen, die sind mir zu wider.
ich will, dass man meinen erfolg, sehen, riechen, schmecken, hören was auch immer kann...

wobei ich aber überhaupt kein problem hab, ist, nicht everybodys darling zu sein...
ganz im gegenteil. ich eck ganz gern mal an, werde ungerecht und fange an zu streiten. ich weiß ich gewinne. und wahrscheinlich tu ichs deshalb so gerne. weil ich gewinne. beim streiten.

Kinkerlitzch3n – 2006-03-23 14:12

Bei mir trifft eben beides zu und tritt in Widerstreit. Einerseits möchte ich, daß mich jeder lieb hat, andererseits möchte ich mich auch ganz gezielt von der Masse abheben und anecken.
Ein Zwiespalt in mir.

Lange-Weile – 2006-03-23 12:50

Erfolgs-Inseln

Hallo Klinkerlitzchen,

danke noch einmal für deinen freundlichen Eintrag auf meiner Seite.
Heut las ich zum ersten mal deinen Eintrag, der auch hätte von mir sein können. Ich will nicht sagen, dass ich diese Zeit schon hinter mir habe, aber ich messe ihr nicht mehr so viel Bedeutung bei.
Das kann sein, dass ich in Laufe der Zeit mir eine Menge Erfolgsinseln aufgebaute, so dass selten eine absolute Feetback-Flaute eintreten kann ;-).
Die Reaktionen der Rückmeldungen sich im positiven Sinne sind ein wichtiges Gefühl der Zugehörigkeit zur Gesellschaft oder Gemeinschaft. Man möchte dazugehören und nicht als Eigenbrödler und Beobchter am Rand der Gesellschaft leben.
Daraus ergeben sich mitunter ein paar wichtige "Zahnräder" mit der sich jeder ins gesellschaftliche Gefüge einbindet. Schleift es an diesen Stellen, dann kommt mitunter eine Unsicherheit auf , die vielleicht sogar als Ablegnung empfunden wird.

Wieviel Inseln hast du dir schon schaffen können, mit denen du dich in die Gesellschaft einbinden kannst?

Gruß LaWe

Kinkerlitzch3n – 2006-03-23 14:18

Hmm, gute Frage. Irgendwie passe ich nirgends richtig dazu, kenne ich auch mein Leben lang nicht anders. Sobald mehrere Leute auf einem Haufen sind, kommt früher oder später fast immer zumindest kurz das Gefühl hoch - Was mach ich da? Ich bin anders.
Entweder bin ich zu angepaßt an Gesellschaftsregeln oder zuwenig. Ein Optimum ist kaum zu erreichen. Vielleicht gibt es das auch überhaupt nicht, ich weiß es nicht.
Wenn ich andere beobachte, habe ich aber viel mehr das Gefühl, daß diese in sich und im Zusammenspiel mit anderen stimmig sind. MÖglicherweise ein Trugschluß?

Fiercedragon – 2006-03-23 14:51

kewl, dass du "die lösung" gleich hinschreibst, aber sie nicht siehst.

na dann frag ich mal:

wer isn das "ich" und wer is das "du" in deinem posting?

Kinkerlitzch3n – 2006-03-23 17:02

Uije, ich seh "die Lösung" wirklich nicht.

Das "ich", das bin ich, so wie ich bin.
Das "du", das bin ich, so wie ich gerne wäre.

Und was jetzt?

Fiercedragon – 2006-03-23 23:09

na da bist dem geheimnis ja eh schon auf der spur.

das "du", also so wie du gerne wärst, liest sich ja glatt so als würdest du von einer anderen person schreiben.

Kinkerlitzch3n – 2006-03-23 23:16

mein besseres Ich...

Kinkerlitzch3n – 2006-03-23 23:18

Ich will aber nicht immer so schwach und abhängig sein, das beeinträchtigt mich.

Fiercedragon – 2006-03-24 00:01

langsamlangsam...

wenn das "du" wer anderer ist als du, mit wem unterhalt ich mich denn dann jetzt grade? bist du das noch oder bist du schon "du", hm du?
also du, an "deiner" stelle würd ich mir da was überlegen: entweder du gibst dem schwachen du mal einen tritt in den arsch dass die doc martens steckenbleiben oder ihr beginnt, euch anzufreunden.
denn persönlichkeiten haben tendenziell immer mehrere facetten als nur eine einzige, und sie können jenen teil, der gerade zum jeweiligen bedürfnis passt, situationsgerecht einsetzen.

im lichte dessen, dass du grad was neues über "dich" (und dich) gelernt hast will ich mal deinen letzten satz nicht zerlegen sondern laß dich das selbst machen.
was machst du denn da in deinem 23:18-satz so?

Kinkerlitzch3n – 2006-03-24 00:08

Das ist das Zauberwort - situationsgerecht!
Daran haperts des öfteren! Anfreunden würd ich mich ja zur Not, denn manchmal find ich es ganz gut schwach sein zu können.
Um 23.18 hab ich wohl genau das verstärkt, was mir zuwider war, aufgrund der "nicht"-Formulierung.

Fiercedragon – 2006-03-24 00:32

nun - wie gedenkst du denn situationsgerecht das eine oder das andere einzusetzen, wenn du gewaltsam den einen teil aus deinem leben verbannen willst?
des wird keine "zurnotanfreundung", du wirst die bits&pieces deiner persönlichkeit schon ganz kräftig und liebevoll umarmen könnensollenmüssen, udn dann funktioniert schön langsam alles so wie du dir das wünscht.

und ja, ziemlich genau das. in genau der "grundschwingung" befindest du dich, wenn du das schreibst: ich bin schwach und abhängig. zu dem zeitpunkt warst du schwach und abhängig.
was dich keinen schritt näher richtung stark und unabhängig bringt.

Kinkerlitzch3n – 2006-03-24 00:38

Schön langsam, wie wahr. Da folgt dann eh noch ein Posting, heute ist ein lernintensiver Tag!

Arwan – 2006-03-23 19:04

Ehrlich gesagt was du da über Anerkennung von außen sagst: ich brauche die ebenso wie die Luft zum Leben udn das täglich Brot.

Und ich wünschte mir aber ich könnte mich gegen Konventionen stellen...

emotion mit schmerz und ohne – 2006-04-03 00:53

rotten

das streben nach anerkennung fehlt mir da ich immer das Gefuehl hab was auch immer ich mache/erreiche von jedem/r Anderen/r auch geschafft werden koennte. Da fehlt dann leider das Gefuehl der Anerkennung.

"you ar not a beautiful unique snowflake" (Palanhiuk)

Ich passe mich nicht an, stehe damit aber immer ein bisschen ausserhalb was gar nicht so unangenehm ist da man dann viellen Zwaengen entflieht und von aussen beobachten kann.

Jedem "recht" machen kann mann/fraus ja nie aber ich denke man kann doch fuer ein relativ ausgewogenes Umfeld sorgen. Bzw muss weil das Leben glaub ich sonst sehr schwer wird.

Und "fishing for compliments" hinterlaesst glaub ich immer einen schalen Nachgeschmack.

Kinkerlitzch3n – 2006-04-05 15:26

Das heißt, du nimmst dir von vornherein die Möglichkeit, anerkannt zu werden. Glaubst du. Denn ich schätze genau deine Nichtanpassung.Und du leistest viel außergewöhnliches, meine ich. Aber nicht im herkömmlichen Sinn.
Andererseits versuchst du schon häufig sehr rücksichtsvoll auf andere zu sein.
Also auch bei dir ein Widerspruch.

Meine Psychotante meinte mal: Was hat dein Außenseitertum positives für dich. Es hat einen Grund warum du es lebst.
Es beinhaltet nämlich eine gewisse Exklusivität.

Da hat sie wohl nicht unrecht.

emotion mit schmerz und ohne – 2006-04-06 00:31

rotten

wo ist bei ruecksicht der wiederspruch?

und ja anders sein=exclusivitaet nur wenn das die einzige moeglichkeit ist zu bestehen? Wie jemand der nur deshalb krampfhaft nach was anderem sucht weil er/sie das was es gibt nicht hinkriegt?

Kinkerlitzch3n – 2006-04-06 00:38

"...Ich passe mich nicht an, stehe damit aber immer ein bisschen ausserhalb was gar nicht so unangenehm ist da man dann viellen Zwaengen entflieht und von aussen beobachten kann..." das steht in gewissem Widerspruch zu starker Rücksichtnahme.

Den letzten Absatz versteh ich nicht ganz. Du meinst, jemand kann die vorgegebenen Standards der Gesellschaft nicht erfüllen und übt sich deshalb in besonderer Anders-heit?

emotion mit schmerz und ohne – 2006-04-06 15:40

rotten

wenn man bei allem scheiter das die Gesellschaft verlangt kann man nur ausserhalb stehen.

und zu vorhin: ich denke schon das ich ein sehr ruecksichtsvoller Mensch bin und versteh nicht wo Du den wiederspruch siehst.

Kinkerlitzch3n – 2006-04-06 22:45

ich meine, wer sehr rücksichtsvoll ist (was auf dich eindeutig zutrifft), kann sich vielleicht nicht so einfach zwängen entziehen, wie jemand, der sich nicht so viel gedanken um andere macht.

und wer nicht schafft, was die gesellschaft verlangt, ist außenseiter, ganz klar. ich weiß aber nicht ganz worauf du hinauswillst.

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