Der sichere Mantel der Anonymität

Ich bin in meinem Blog ja sehr, sehr offenherzig. Anders würd es mir auch nicht viel bringen.
Wie schon erwähnt, haben gute Freunde und meine Familie die Url dieses Blogs. Anfangen wollte ich ursprünglich komplett anonym und eben die Gedanken festhalten, die ich niemandem sagen kann.
Aber dann fand ich es unfair gegenüber dem Liebsten von allen, schließlich teilen wir unser Leben miteinander, dann kann ich ihn nicht von etwas, das mir so wichtig ist und so viel Freude bereitet, ausschließen.
Und dann war ich auch stolz darauf, was ich alles in Worte fassen kann, wie ich mit Sprache spielen kann, daß ich etwas schaffe, was wert ist festgehalten zu werden.
Auch wenn ich nicht annähernd so gut mit Worten umgehen kann, wie ich es gerne würde, ich lerne und ich kann mich besser ausdrücken als manch anderer.
Und ich stelle ja auch nicht den Anspruch an mich, jedem Literaturkritiker standhalten zu müssen. Wichtig ist, daß ich das, was ich als wert-voll empfinde, darstellen kann, so, daß auch andere daran teilhaben können.

Heute stellte mir jemand die Frage, was ich von Bloggertreffen halte.
Im ersten Moment – ja, super, da trifft man die Leute, die man hier kennengelernt hat mal real.
Doch dann. Ich zieh mich hier psychisch ja schon ziemlich aus. Ich glaube, ich möchte nicht, daß jemand die äußere Hülle dahinter sieht. Denn dann hätte ich wieder Hemmungen und fühlte mich nicht so frei, mich zu äußern wie jetzt.
Freunde stören mich bei meinem Seelen-Striptease nicht. Erstens spreche ich selten von Angesicht zu Angesicht über die Dinge, die ich hier schreibe. Zweitens weiß ich ja schon, daß ich ihnen vertrauen kann. Drittens ist dieses Blog für mich eine gute Gelegenheit, den mir Nahestehenden weitere Seiten von mir zu zeigen. Gedanken, die mich beschäftigen, aufzuzeigen, wie ich es in einem direkten Gespräch wahrscheinlich nie wagen würde.
Vieles kann ich auch allein und während des Schreibens durchdacht, viel besser darlegen, ohne mich in tausend Gedankengängen zu verstricken.

So gern ich einige andere Blogger live kennenlernen würde, ich glaube, es ist besser, wenn ich nicht sichtbar bin.
Hier kann ich frei schreiben, ohne mich für mein Äußeres schämen zu müssen, es kommt einzig auf das an, was ich denke und fühle. Damit kann ich viel besser umgehen.
Ich möchte nicht riskieren, diese Freiheit aufgeben zu müssen, wegen Zwängen, die ich mir dann eventuell selbst auferlege, aus Angst, nicht gut genug zu sein.
zuckerfrei – 2006-03-12 23:29

auch ich spiele manchmal mit dem gedanken: wie wäre es wohl diesen blogger zu treffen, oder jene? ich male mir aus, wie ein erstes zusammenkommen wohl ablaufen würde...
ich wiege ab, für und wieder... manchmal überwiegt das eine, manchmal das andere... aber ich komme immer wieder zum selben schluss: meine anonymität ist mir heilig

anna25bell – 2006-03-13 00:13

Ich glaube bei mir würde die Neugierde siegen, die Gesichter dieser weblogs kenne zu lernen! Angst das ich meine anonymität aufgeben wurde hätte ich nicht! Wieso auch man trifft die meisten doch nicht wieder. Auf der anderen Seite meine Phantasie wäre vielleicht enttaeuscht oder ich wäre eine Enttäuschung !

Kinkerlitzch3n – 2006-03-13 00:34

Ich ziehe meine eigenen Bilder vor.

quichi – 2006-03-13 00:35

bin da ganz der meinung von annabell

Kinkerlitzch3n – 2006-03-13 00:37

oh, das schwesterherz auch hier!

quichi – 2006-03-13 00:37

warum den nicht?
Ich lese dein Blog regelmäßig

Kinkerlitzch3n – 2006-03-13 00:40

Ist ja schön, ich wußte es nur nicht ;o)

Kinkerlitzch3n – 2006-03-13 00:45

so ladies, ich muß jetzt trotzdem ins bett. good night & sleep well!

Arwan – 2006-03-13 12:05

Hm...

Ich habe an einem winzigen Bloggertreffen teilgenommen: 2 Blogger außer mir. Letztes Jahr im Herbst. Und ich möchte das keinesfalls missen. Ich habe schon hin- und herüberlegt, aber es waren die richtigen Personen dafür.

Mit jedem und vor allem Leuten mit denen ich mich nicht irgendwie verstehen würde, die mich und meine Themen nicht verstehen, würde ich mich nicht treffen wollen.

Und was mir auch bewußt geworden ist: ich möchte niemanden den ich auf andere Weise kennenlerne in meinem Leben meinen Blog so anvertrauen. Auch wenn es schwer ist das einzusehen: irgendwie ist man ja doch nur völlig frei wenn man nicht befürchten muss darüber beurteilt zu werden.

Nun kennt jemand meinen Blog, der ihn durch Zufall gefunden hat (ich hätte den Nick nicht zweimal verwenden sollen -.-) und ich überlege mir immer zweimal bevor ich was schreibe...das ist nicht das wahre.

Und wenn man dann nicht nur durch das Internet bekannt ist sondern sich dann auch noch von Angesicht zu Angesicht sieht...das ist schon oft mehr als man bereit ist von sich sehen zu lassen, da sgibt eine feste Verbindung von Wort und Aussehen, die man schlecht wieder entfernen kann.

ranunkel – 2006-03-13 15:22

auch ich hab überlegt

ob ich am bloggertreffen in wien teilnehme...

das tu ich nicht.
es gibt nur ganz wenige blogger die ich privat kennen lernen will...

dafür brauchts ein wenig vertrauen meinerseits, oder ein wenig mehr...

vorerst umhülle ich mich aber weitrerhin im mantel...

Fiercedragon – 2006-03-13 22:03

die wissenden wissen ohnehin. die nichtwissenden können, in abhängigkeit verschiedener faktoren, zu wissenden werden. *g*

übrigens ist es mir leider nicht gelungen, in meine "ergebnisbeschreibung" mit dem zeitaufwand "1%" das "führen eines persönlich relevanten weblogs" aufzunehmen.
damn!

Kinkerlitzch3n – 2006-03-13 22:06

i know,...

was meinst du mit ergebnisbeschreibung usw.?

Fiercedragon – 2006-03-14 12:30

jeder job unter der sonne des blauen kreises verfügt über eine bei HR dokumentierte ergebnisbeschreibung.
darin ist vermerkt, wer dein chef ist, wieviele reisekilometer du im schnitt pro jahr machst, etc. und vor allem: welchen dingen du mit welchen prioritäten wieviel arbeitszeit in prozent widmest. diese ergebnisbeschreibung ist jetzt in deinem job eine, die für mehrere hundert menschen gleich ist, in meinem fall ist die recht individuell und wird im rahmen des jährlichen mitarbeitergesprächs auch adaptiert, je nach persönlichen zielen und dingen, die für die abteilung erreicht werden sollen.

Kinkerlitzch3n – 2006-03-14 13:08

nun gut, das konnte ich ohne erklärung nicht verstehen.
würdest du dein blog unter weiterbildung im weitesten sinne führen?

Fiercedragon – 2006-03-14 13:40

"persönlich relevant" drückt es so schön aus, finde ich.
weil mein blog nicht nur für meine person relevant ist, sondern für mehrere andere.

also so als informationsgenerationsundtauschplattform für urbane hedonisten und andere personifizierte spielarten des späten kapitalismus.

Kinkerlitzch3n – 2006-03-14 14:16

Wahrlich, du kannst es gut in Worte fassen!

Paulaline – 2006-03-14 21:50

So langsam siegt meine Neugier.

Anfangs habe ich mich sehr geschützt. Ich achte auch heute noch darauf, daß bestimmte Schlüsselwörter zum realen Leben nicht in meinem Blog sind.

Bei mir geht es nicht um den zwang, "gut" genug zu sein. Dafür betrifft es auch zu sehr mich.

Auf das geplante treffen in Hamburg freue ich mich langsam, auch wenn mir manchmal ein wenig mulmig ist. Ich denke mir dann, was, wenn ich mich mit den leuten real gar nicht so gut verstehe? Und, im Gegensatz zu anderen Menschen könnte ich meine Maske vor einigen warscheinlich gar nicht halten. je näher der zeitpunkt kommt (nur noch 2 Wochen!), um so nervöser werde ich schon.

Aber, die Menschen, die ich dort treffen werde, auf die freue ich mich schon sehr. Und ich glaube, ich bin einfach jetzt soweit, aus der Sicherheit meines Blogs zu schlüpfen.

Aurisa – 2006-03-14 22:05

Hallo,
ich kann nur für mich sprechen...
Ich blogge jetzt seit knapp drei Jahren und in der Zeit habe ich nach und nach so etwa zwei Dutzend Mitblogger getroffen, mal nur zu zweit, oft auch an gemeinsamen Wochenenden mit je so 6-10 Leuten... und im Mai hoffe ich wieder einige meiner Mitblogger kennenlernen zu dürfen...
Ich persönlich würde es jederzeit wieder machen und habe bisher noch kein Treffen bereut.
Auch meine Art zu schreiben hat sich deswegen nicht geändert.
Aber ich verstehe schon, daß du dich nicht so 'outen' magst...
Anonymität ist ein hohes gut... und wenn man sie einmal verloren hat bekommt man sie nicht wieder, außer man fängt ganz neu an... unter neuem Namen irgendwo, wo einen niemand kennt.
Viele Grüßle
Aurisa

Der Coach – 2006-05-09 09:12

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