Die letzte Zeit in Wien

Mittlerweile hasste Anna ihren Nachhauseweg.
Sie wechselte stets erst direkt gegenüber ihrer Haustüre die Straßenseite, um diese Mauer, die sie damals so lange in Nahaufnahme fixiert hatte, nur ja nicht wahrzunehmen.
Doch es half nicht.
Im Augenwinkel sah sie jedes Mal wieder die Szene, die sich abgespielt hatte. Wie sie sich weggeduckt hatte, als ihr Nicos Worte wie Fäuste ins Gesicht fuhren. Wie sie nicht wagte, sich aufzurichten, bebend vor Anspannung immer und immer wieder die Sprünge in den Segmenten der Mauer zählte, wie gelähmt darauf wartend, was nun kommt.
Doch er ging langsam davon, selbst geschockt von seiner unkontrollierten Wut, in der er Dinge sagte und tat, ohne sich der Auswirkungen bewusst zu sein.

Wie oft hatte sie, aus dem Fenster blickend, die Ecke fixiert, um die er doch endlich, endlich biegen sollte. Selbst wenn er nach Dienstschluss noch ein wenig sitzen geblieben wäre, er müsste längst da sein. Hoffentlich war ihm nichts passiert, anzurufen traute sie sich nicht mehr, aus Angst, dass er sie gleich wieder anschrie und sich kontrolliert fühlte.
Und letztendlich kam er irgendwann im Laufe der Nacht oder des Morgens doch noch heim, ohne dass irgendetwas Dramatisches passiert war. Er hatte eben noch mit wem geplaudert.
Dass Nico immer weniger Zeit mit Anna verbrachte, schien ihn nicht zu stören, ihm nicht mal aufzufallen, auch nicht, dass sie immer unglücklicher wurde.
Sie fühlte sich immer mehr als lästiges Anhängsel, nur dafür gut, ihm sein Essen zu kochen, nach außen hin seine Freundin darzustellen, ein Rückhalt, falls er sich bei der Suche nach neuen Abenteuern mal einsam fühlen sollte.
Und verdammt praktisch, um seine Wut irgendwo auszulassen.

Am Anfang war Anna ihm nichts schuldig geblieben. Wenn der Zorn sie packte, war sie rational kaum mehr zugänglich. Sie zog sich zurück und erlaubte ihm keine Zutritt zu ihrer Welt. Die Tür blieb zu, jeder Anrufversuch wurde sofort abgewürgt oder das Handy überhaupt nicht mehr eingeschalten.
Dieses Verhalten trieb Nico zur Weißglut, da sie so für ihn nicht kontrollierbar war.
Und er schaffte es mit der Zeit beinahe, sie doch zu kontrollieren. Durch ständige Vorhaltungen, Sticheleien, Vergleiche mit anderen hatte er sie fast soweit, sich selbst auch als wertlos anzusehen, so dass sie sich kaum noch wehrte.

Doch Karolin hatte auch ein Wörtchen mitzureden, sie stärkte Anna den Rücken und hielt bedingungslos zu ihr. Und irgendwann war der Punkt erreicht, an dem Anna nicht mehr konnte und nicht mehr wollte.
Sie war für Nico telefonisch nicht mehr erreichbar, schlief eine Weile nicht mehr in ihrer Wohnung, damit er sie nicht vor der Tür stehend überraschen konnte. Die paar Sachen, die bei ihm in der Wohnung waren, ließ sie sich von Karolin abholen.

Auch im Job lief es zu dieser Zeit nicht wirklich gut, die Chefin war ein echter Drachen, sodass nach und nach immer mehr Mitarbeiterinnen das Unternehmen verließen. Das bedeutete dass Anna immer mehr an Verantwortung und Arbeit übernehmen musste, gleichzeitig aber auch immer mehr vom Frust und Unwillen der Chefin abbekam.
Natl (Gast) – 2005-11-10 12:05

war doch die schönste

obwohl Anna diese Zeit als die Schlimmste in Erinnerung hatte,
war sie trotzdem schön weil sie Karolin hatte... Karolin managte alles für Anna, alles wofür sie nicht mehr in der Lage war und immer öfter wurde Karolin das Schutzschild für für Anna...

Mir fehlt Wien, mir fehlt die Stadtluft, das Getue der Leute - Menschenmassen denen man egal ist, ob blaue Haare oder 10 Piercings - man fällt nicht auf.
Brunchen mit dem Wuselchen, Shoppen und durch die Stadt bummeln, Leute beobachten, neue Restaurants ausprobieren...

Kinkerlitzch3n – 2005-11-10 12:12

Ach Schatzl, ich weiß, du fehlst Wien auch!

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